Geht man nach der reinen Lehre müsste jedes Projekt einen über allen stehenden Projektleiter haben. Ich habe aber sehr viele Projekte erlebt, insbesondere im technischen Bereich, in denen der Projektleiter hauptsächlich fachlich kompetent führend war, als Projektmanager jedoch nicht genügend qualifiziert. Die Folge ist dann in der Regel, dass zwar eine gute Qualität geliefert wird, jedoch Liefer- und Kostenpläne selten eingehalten werden können.
Andererseits kann auch ein guter und erfahrener Projektmanager in komplexen Projekten seine Aufmerksamkeit entweder seinem Job widmen oder die technische Leitung innehaben. Sonst ist er immer in einem Rollen- und Zeitkonflikt. Je nachdem, wo er seinen Schwerpunkt hat, wird der andere Bereich leiden, besonders im Krisenfall, wo er sich – das ist ganz menschlich – auf das konzentrieren wird, was er am besten kann.
Ich habe in solchen Projekten gute Erfahrungen damit gemacht, die Aufgaben auf mehrere Schultern zu verteilen. Eine Affinität und Verständnis beider “Köpfe” für die jeweils andere Funktion ist dabei wichtig, jedoch nicht unbedingt Tiefenwissen. Jeder gibt seine Kernkompetenz zum Ganzen, idealerweise auf Augenhöhe, und die Entscheidung liegt je nach Fragestellung (Fachseite oder Management) in gegenseitiger Abstimmung beim jeweiligen Lead.
So wie in der Entwicklung, Fertigung, Montage usw. mehrere Projekte oft mit der gleichen Mannschaft “abgewickelt” werden, kann auch auf der Projektmanagementseite ein Projektmanagement Office die wiederkehrenden Aufgaben mehrerer Projekte als Stabsstelle übernehmen, um den Doppelspitzen zuzuarbeiten oder von dort auch Managementaufgaben (z.B. das Risiko- und Dokumentenmanagement oder den kaufmännischen Teil) wahrzunehmen. Das schafft Freiräume zum intensiven Kümmern und generiert Synergien aus Lern- und Kosteneffekten.
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