Mit der Größe und Komplexität einer Initiative steigt auch die der Informationsverteilung und daran anknüpfend die der Steuerung. Ist es auf der Projektebene noch relativ einfach für den geschulten und geübten Projektleiter, die Übersicht und Fäden in der Hand zu behalten, erhöht jede Skalierung nicht nur die Anzahl der Stakeholder und Kommunikationskanäle, sondern auch die Notwendigkeit für das Programmmanagement, dieselben Informationen auf diese abgestimmt angemessen zu aggregieren und aufzubereiten. Damit Meetings und Berichtswesen nicht überborden und unnötig Zeit verbrauchen, dennoch aber ihren Zweck adäquat erfüllen, muss die Kommunikation für Programme und große Projekte sinnvoll strukturiert und geplant werden. In meiner Erfahrung haben sich dafür kaskadierend aufgebaute Strukturen bewährt.
Management-Stufen einer Organisation
Betrachten wir zum Verständnis verschiedene Management-Stufen einer Organisation, eines Unternehmensbereichs oder einer Abteilung:
- Portfolio
Management aller Programme und Projekte der Einheit. - Programm
Kombination von 2 oder mehr Projekten mit dem gleichen Kunden, Produkt oder kulturellen Hintergrund. - Projekt
Individuelles, z.B. kundenorientiertes Projekt, um einen (1) Kundenvertrag zu erfüllen.
Kommunikation und Steuerung im Projekt
In den Projekten besteht Abstimmungsbedarf der Teams und Teilprojekte. Das findet in Meetings innerhalb ihrer selbst (z.B. tägliche Stand-ups) und untereinander (z.B. interdisziplinäre Wochentreffen) statt, vielfach begleitet von zusammenfassenden Berichten an die nächsthöhere Stufe. Der Projektleiter beispielsweise stellt daraus seine Steuerungsinformationen zusammen und den Projektstatusbericht an Lenkungsausschuss, evtl. andere Gremien wie Programmmanagement und Portfolio und das exekutive Management.
Dies folgt auch der Prämisse, dass der größte Teil der operativen Entscheidungen möglichst auf der Arbeits- und Projektebene getroffen werden sollte, da hier die fachliche Expertise und Detailsicht vorhanden ist. Höhere Ebenen sind üblicherweise nicht so tief in der Materie eingebunden und für eher taktische und strategische Entscheidungen zuständig. Außerdem sind sie im Fall von nicht innerhalb des Projekts lösbaren Problemen die anzurufende Eskalationsstufe.
Kommunikation und Steuerung über Projekte hinaus
Auf dieser „vorgesetzten“ Stufe finden auch regelmäßig (z.B. monatlich zu den Gremiensitzungen) Projekt-Reviews statt, in denen ausführlich über den Status, Risiken, Probleme, Entscheidungen und evtl. notwendige, weitergehende Eskalationen gesprochen wird.
Umfasst das Programm oder Portfolio mehrere Projekte, etwa Kunden- und Produktentwicklungsprojekte, so werden diese miteinander auf dieser Stufe koordiniert und abgestimmt, soweit dies nicht schon auf der Arbeitsebene kontinuierlich geschieht.
Das jeweils übergeordnete Management wird stringent über seine Entwicklungs- und Kundenprojekte informiert und kann wiederum von ihm erwartete Entscheidungen fundiert treffen. Probleme können ebenfalls kaskadierend angegangen und aufgelöst werden.
Voraussetzungen für effiziente Kommunikation und Steuerung
Wichtig für eine funktionierende und nicht zu viel Zusatzarbeit verursachende Informationsverteilung ist
- ein schlankes, transparentes, durchgängiges Berichtswesen.
- kurze, schnelle Eskalations- und Entscheidungswege.
Auf Arbeitsebene sollte die Teilnehmerzahl und der Lead gestrafft, Agenda und Inhalte (offline) vorbereitet und Ergebnisse nachgehalten werden.
Das Reporting ist standardisiert und kann durchgängig auf das nächsthöhere Level aggregiert werden. Der Fokus ist auf Steuerung, Übersicht, Eskalationen und Entscheidungen gerichtet.
Zusätzliche Kommunikation und Information
Zusätzlich können regelmäßig (z.B. 2-monatlich) flankierende Leadership Meetings stattfinden, in denen eine regelmäßige Information eines erweiterten Führungsteams über strategische Entwicklung, Finanzen, operative und organisatorische Themen des Industriegeschäfts erfolgt. Optional: Einführung des Fokusthemas durch einen vorher bestimmten Referenten. Hier ist es wichtig, Feedbacks vom erweiterten Team mit Q&A zu erhalten. Die Ergebnisse finden dann ggfs. auch Niederschlag in korrespondierenden Versammlungen auf der Programmmanagement- und Arbeitsebene, um auch die Mitarbeiter in den Teams zu den funktions- und regionsübergreifenden sowie den strategischen und operationalen Themen abzuholen.
Fazit: Kommunikation, Information und Steuerung sind erfolgskritisch
Die Kommunikation wird immer wieder als besonders erfolgskritischer Faktor in Projekten und Programmen angeführt. Der hier vorgestellte Ansatz mag eine gute Anregung für Programmmanager sein, dieser schwierigen Aufgabe gerecht zu werden.
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