Executive Summary
Transformation ist kein Selbstzweck. Sie ist eine unternehmerische Notwendigkeit – und zugleich eines der größten Wertvernichtungsrisiken, wenn sie falsch aufgesetzt wird.
In der Praxis scheitern Transformationen selten an fehlenden Konzepten oder Technologien. Sie scheitern an Führungsdefiziten, unklarer Governance und mangelnder Umsetzungskompetenz. Aus über 30 Jahren Erfahrung in kritischen Projekten und Programmen lassen sich wiederkehrende Muster erkennen – die 6 Todsünden der Transformation.
Dieser Beitrag adressiert Entscheider, die Verantwortung für komplexe Veränderungsvorhaben tragen – und die Kontrolle behalten wollen.
1. Transformation nicht als strategische Führungsaufgabe begreifen

Viele Organisationen starten Transformationen reaktiv: ausgelöst durch Marktveränderungen, Kostendruck oder eskalierende Probleme. Damit wird Transformation zur Krisenmaßnahme – nicht zum strategischen Hebel.
Erfolgreiche Unternehmen verstehen Transformation als kontinuierlichen, strategisch geführten Prozess. Wettbewerbsvorteile entstehen nicht durch Aktionismus, sondern durch frühzeitige, konsequente Neuausrichtung von Strukturen, Prozessen und Geschäftsmodellen.
Unbequeme Wahrheit: Wer Transformation delegiert oder zeitlich befristet „abarbeitet“, hat sie bereits verloren.
2. Fehlende oder inkonsequente Top-Management-Verantwortung
Die Richtung einer Transformation ist keine Konsensfrage. Sie ist eine Führungsentscheidung, die im TOP Management getroffen werden muss.
Und dann auch von dort getrieben. Das bedeutet eine bedingungslose Unterstützung jeglicher Initiativen und Projekte in der Restrukturierung durch das Top Management. Gerade bei einer Veränderung der Grundwerte oder des Geschäftsmodells ist Konsequenz und Authentizität ein Muss.
Natürlich müssen Mitarbeitende eingebunden werden. Die Verantwortung für Zielbild, Prioritäten und Durchsetzung liegt jedoch eindeutig beim Top-Management. Halbherzige Unterstützung, widersprüchliche Signale oder politische Kompromisse zwischen Vorstand, Geschäftsführung und Aufsichtsrat sind ein sicherer Scheiterpfad.
Transformation erfordert Klarheit, Konsequenz und – ja – auch die Bereitschaft, Irrtümer zu korrigieren, ohne die Führungsrolle aufzugeben.
3. Fragmentierte Initiativen statt ganzheitlicher Steuerung
Transformationen sind niemals Einzelprojekte. Sie betreffen Organisation, Rollen, Prozesse, Systeme, Kompetenzen und oft das Geschäftsmodell selbst.

Wer versucht, diese Dimensionen isoliert zu verändern, produziert Brüche: organisatorisch, kulturell und wirtschaftlich. Die bekannten Symptome sind Kostenexplosionen, Zeitverzug und Akzeptanzprobleme – wie wir sie schon bei großen ERP- oder CRM-Initiativen gesehen haben.
So setzt man Transformation ganzheitlich um:
- Strategie und Ziele werden von der Unternehmensleitung festgelegt. Die Zieldefinition(en) müssen klar, überprüfbar und steuerbar, „SMART“ sein: spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch und terminiert. Damit lassen sich die Ziele auf ihre klare und konkrete Formulierung hin überprüfen und nachhalten, z.B. als Ziele für die Transformationsprojekte.
- Der Plural „Projekte“ zeigt schon: Es werden immer viele Bereiche des Unternehmens betroffen sein – ein bisschen „schwanger“ geht nicht. Deshalb sind ein ganzheitliches Planen und Vorgehen als integriertes Gesamtprogramm unabdingbar.
- Organisation, Zuständigkeiten, Entscheidungswege usw. werden sich voraussichtlich ändern. Neue oder geänderte Aufgaben werden neue Job-Profile für die Mitarbeiter entstehen lassen, manche von ihnen freistellen oder an anderer Stelle neuen Bedarf für das Recruiting aufkommen lassen.
- Aus neuen Abläufen und Prozessen werden Anforderungen für Mitarbeiter-Trainings und
- die Abbildung in den Unternehmens-IT-Systemen (ERP, CRM, SCM usw.) ergeben, die dort umgesetzt werden müssen.
4. Unterschätzte Umsetzungskompetenz

Die meisten Unternehmen sind exzellent in ihrem Kerngeschäft. Restrukturierung hingegen ist kein Alltagsgeschäft.
Strategische Neuausrichtungen, Restrukturierungen oder unternehmensweite Programme überfordern Organisationen häufig – nicht fachlich, sondern in der operativen Steuerung und Umsetzung durch eine nicht ausreichende interne Restrukturierungs- und Transformationskompetenz. Die Folge: hohe Abhängigkeit von externen Dienstleistern, schwindende Kontrolle und ausufernde Programme.
Externe Unterstützung ist sinnvoll. Verantwortung abzugeben, ist es nicht.
5. Projektmanagement statt Programmmanagement

Klassisches Projektmanagement greift bei Transformationen zu kurz. Komplexe Veränderungsvorhaben bestehen aus mehreren voneinander abhängigen Initiativen mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten, Risiken und Stakeholdern.
Auch bei den Dienstleistern liegt der Fokus oft auf fachlicher Beratung, nicht auf professionellem Programmmanagement.
Was hier gebraucht wird, ist erfahrenes Programmmanagement auf Unternehmensseite: mit klarem Mandat, Governance-Kompetenz und der Fähigkeit, Risiken frühzeitig sichtbar zu machen und zu adressieren.
Ein erfahrener Programmmanager kostet Geld. Fehlendes Programmmanagement kostet ein Vielfaches.
6. Business nicht im Driver Seat
Ein häufiger, teurer Fehler: Das Business definiert Anforderungen – die IT „liefert“.

Transformation gelingt nur, wenn die Fachbereiche die Verantwortung übernehmen. Product Ownership ist eine Business-Aufgabe, keine IT-Rolle. Hier holt man die Belegschaft ab, legt man die Basis, dass das transformierte Business auch angenommen und effektiv umgesetzt wird. Nur so entstehen tragfähige Prozesse, echte Kundenorientierung und Akzeptanz in der Organisation.
In vielen Transformationen geht es letztlich um eine überfällige Verschiebung von Produkt- zu Kundenorientierung. Das betrifft auch Marketing, Kommunikation und Change Management – und muss integraler Bestandteil des Programms sein.
Fazit: Kontrolle ist eine Führungsentscheidung
- Transformation verlangt Mut zur Klarheit:
- klare strategische Verankerung,
- eindeutige Top-Management-Verantwortung,
- ganzheitliche Steuerung,
- professionelle Programm-Governance,
- und Business-Führung statt Delegation.
Wer diese Prinzipien ernst nimmt, erhöht die Erfolgschancen signifikant – und schützt den unternehmerischen Wert.
Wenn Sie den Eindruck haben, dass Ihre Transformation formell „grün“, faktisch aber gefährdet ist, lohnt sich ein nüchterner Blick von außen. Ein strukturiertes Gespräch klärt meist schneller, wo Sie wirklich stehen, als jedes Status-Reporting.
Lesen Sie mehr über Programmmanagement und strategische Transformationen hier…



















