Diese Feststellung klingt zunächst einmal sicher sehr ernüchternd, sind doch die Auswirkungen immer mit dem Verbrennen von sehr viel (Steuer-)Geld verbunden. Meine Erfahrungen und Blicke hinter die Kulissen der politische Projekte haben jedoch gezeigt:

- Großprojekte wie Nürburgring, BER, Stuttgart 21, Elbphilharmonie oder Verkauf Flugplatz Hahn sind immer eher von politischem (z.B. Profilierung) als von wirtschaftlichem Interesse getrieben. Manche dienen auch nur dazu, einem anderen Projekt des politischen Gegners zu schaden oder sind, wie beim Mega-Immobiliengeschäft Stuttgart 21, eben doch (privat-)wirtschaftlich motiviert…
- Wenn die politisch Verantwortlichen, arm aber sexy, öffentlich schon propagieren, dass eine Kostensteigerung von 50% und mehr bei solchen Projekten „doch ganz normal“ sei, sind das wohl sich selbst erfüllende Prophezeiungen.
- Die Ursachen liegen schon im Genehmigungsverfahren: Um mit dem Projekt durch die Gremien zu kommen, müssen die Kosten klein- und der Nutzen schöngerechnet werden. Dass nach der Genehmigung in den politischen Ausschüssen ein Großteil der zuvor nicht betrachteten Kosten wieder aufgeschlagen werden muss, war von vornherein klar – Selbstbetrug und Betrug am Steuerzahler!
- Öffentliche Projekte haben eine jahre- oder gar jahrzehntelange Planungs- und Vorbereitungsphase. In dieser Zeit können die politischen Akteure und mit ihnen die politischen Interessen durchaus öfter wechseln. Weit- und tiefreichende Änderungen am Inhalt und Umfang des Projekts sind die übliche Folge, Fertiges wandert nicht selten auf den Müll der Geschichte, Planungen werden obsolet, Verträge müssen mit teuren Auflösungsvereinbarungen gekündigt, neue Gutachten zu den neuen Interessen beauftragt und Verträge an neue Begünstigte vergeben werden.
- Dabei erfolgen die Ausschreibungen streng nach Vorschrift (z.B. VOB), d.h. alle Verantwortlichen sind darauf bedacht, sich den Rücken frei zu halten. Nach der Vergabe ist man dort aus der Verantwortung raus, die Auftragnehmer haben freie Bahn – meist ohne jede Kontrolle durch den Bauherrn, sondern eher durch die Medien…

- Wenn dann, wie z.B. im Fall BER, ein eigens für die Gesamtprojektsteuerung engagiertes Planungsbüro die in der Genehmigung gemachten Fehler adressiert und nachkalkuliert, wird ihm aus Angst vor der Transparenz gekündigt und die Gewerke ihrer unkoordinierten Dynamik überlassen. Bei der Elbphilharmonie hat der Erste Bürgermeister die Notbremse gezogen und den Hauptlieferanten unter gezwungenermaßen großzügigen Zugeständnissen zum Generalunternehmer mit Festpreisgarantie gemacht. Damit zog endlich wieder ein wirtschaftliches Interesse am Erfolg in das Projekt ein, und es wurde fertig – teuer, aber zugegeben sehr schön !
Der letzte Punkt zeigt zudem, dass – nachvollziehbar – bei politischen Projekten wenig Interesse an Transparenz besteht. Und das bedeutet, dass man bei einer Sanierung solcher Projekte nicht an die Ursachen gehen darf. Deshalb sind sie nicht sanierbar, und man kann immer wieder nur hoffen, dass der politische Druck möglichst schnell so groß wird, dass die Politik wie in Hamburg dem teuren Wahnsinn ein Ende setzen muss. Lehren für die Zukunft werden dort, wo es nicht das eigene Geld betrifft, jedoch wohl eher nicht gezogen werden…
Lesen Sie mehr Lessons Learned…

in dieser Zeit etwas Neues (Produkt oder Service) entwickeln müssen. Das wäre mit der Entwicklung der neuen Baureihe erledigt. Die Serienproduktion fiele nicht unter den Begriff „Projekt“. Es hält aber auch die Zulieferer nicht davon ab, der Sichtweise ihrer OEMs in der Entwicklung und laufenden Produktion ihrer Komponenten zu folgen.
sind neben technischen auch kreative Tätigkeiten gefordert. Der Faktor Unsicherheit und Risiko ist also unvergleichbar höher, Ideenaustausch, Kommunikation und Zusammenarbeit im Team sind kritische Erfolgsfaktoren.
PMI-Mitglieder haben schon Post bekommen, für alle anderen ist er hier erhältlich: Der neue PMI Pulse of the Profession Report ist da. Wieder wird konstatiert, dass Unternehmen mit einer höheren Reife im Projektmanagement bessere und rentablere Projekte haben – eigentlich kein Wunder. Aber anders als in den Vorjahren stellt die Studie in diesem Jahr erstmals seit fünf Jahren wieder eine Verbesserung in der Zielerreichung fest: „Nur noch“ 9,7% der Investitionssummen wurden „verbrannt“, das sind 20% weniger als im Vorjahr!
Vier Hauptursachen
keinen wirklichen Draht hatte. Die „menschliche“ Folge: Er investierte den Großteil seiner Zeit und Aufmerksamkeit in das Produkt, während die Planung und Koordination des Projekts hinten runter fiel. Als das Projekt zum Krisenprojekt wurde, fokussierte er sich auf das, was er am besten konnte – und wieder litt das Projektmanagement.
Wenn man ein Projekt erfolgreich leiten will, braucht man dafür wie in anderen Berufen auch eine methodische Ausbildung, die das Erkennen der Erfordernisse in der jeweiligen Projektsituation und den situativ sinnvollen, virtuosen Umgang mit den einschlägigen Werkzeugen einschließt. Das ist gewissermaßen wie bei einem Handwerk, und so gibt es auch im Projektmanagement Lehrlinge, Gesellen und Meister.
Einem guten Projektmanager wären daher die Fehler in unserem Beispiel nicht unterlaufen, denn er hätte sich in seinem und im Projektinteresse von Anfang an um eine klare Ziel- und Aufgabendefinition gekümmert und die Unterstützung seiner Vorgesetzten konsequent eingefordert. Seine Planung hätte auf realistischen Annahmen gefußt, und er hätte Risiken und Abweichungen frühzeitig erkannt, eskaliert und gegengesteuert.
Damit er das auch tun kann, braucht er noch einen weiteren Skill: Führungsqualitäten. Er ist der Manager seines Projekts, er verantwortet das Ergebnis und muss sein Team und auch seine Chefs so steuern, dass jeder seinen Teil zum Ganzen einbringt. Keine leichte Aufgabe, besonders wenn das Unternehmen nicht projekt-affin tickt. Und nicht jeder ist der Mensch für eine Führungsrolle, fühlt sich darin wohl. Wenn er aber seinen Job ernst nimmt, wird er Projektmanagement inklusive Führung konsequent anwenden. Andernfalls wird er bald zum Sündenbock, wenn das Projekt schiefgeht. Keine sehr motivierende Perspektive, oder was für opportunistische PM-Nomaden, die sich so manchmal Projektleiter nennen…
Ein weiterer, häufiger Faktor als Ursache für Projekte in Schieflagen ist die Zeit. Damit meine ich weniger die Dauer, die dem Projekt zur Ausführung gegeben wird. Die sollte eigentlich immer realistisch bemessen sein, nicht durch Wunschdenken oder willkürlich festgelegt. Das heißt, sie muss auf realistischen Schätzungen der ausführenden Mitarbeiter unter Berücksichtigung der Abhängigkeiten und Rahmenbedingungen basieren. Damit fällt „Dauer“ für mich unter die Rubrik „Mensch“, also ob der Projektleiter einen kompetenten Job macht.
Tatsächlich zeigen einige Statistiken, z.B. die auf
Der überwiegende Teil der Projektprobleme entsteht also aus einer mangelhaften Unterstützung durch die ausführende Organisation, was wiederum in der Projektkultur, dem Mindset des Managements und der etablierten Organisationsstruktur begründet ist.
Kommunikation im Team, zwischen Team und Organisation und zwischen den Abteilungs-Silos untereinander – weil ungewohnt – nicht funktioniert, oder wenn die Kompetenzen des Projektmanagers nicht seiner Verantwortung entsprechen.
Der PMI Pulse of the Profession 2016 zeigt (wieder einmal) recht deutlich und leicht verständlich, warum Projekterfolg, Geschäftserfolg und gutes Projektmanagement direkt zusammen hängen: Projekte schließen 2 1/2 mal erfolgreicher (und rentabler) ab, wenn bewährte Projektmanagement-Methoden angewandt werden. Dabei stellt er diesmal auch wie zu erwarten explizit auf den neu von PMI eingeführten Talent Triangle ab und betont die Notwendigkeit des Zusammenwirkens von technischem Projektmanagement, Leadership und strategischem Business Management für den Unternehmenserfolg.
Um schnell wirksame Maßnahmen zur Sanierung zu finden braucht es viel Erfahrung in der Projektsanierung: Sicherer Blick für und Erfahrung mit den Haupt-Ursachen und den entsprechenden Maßnahmen.
Ich habe gerade einen brillianten Artikel von Keith Ferrazzi im Havard Business Review July/August 2014 über die Parallelen von Change Management und dem AA Ansatz zum Verändern von Gewohnheiten gelesen – lesenswert und gut übertragbar für Ihre eigenen Projekt-Belange.