Haben Sie sich schon mal gefragt, warum es so schwer ist, einen geeigneten Projektmanager oder Fachleute im Projektmanagement zu bekommen, wenn man mal einen externen Profi braucht?
Ich will versuchen, den häufigen Mismatch zwischen Angebot und Nachfrage ein wenig zu beleuchten:
In der Mehrzahl der Fälle suchen Projektverantwortliche jemanden, der ihnen ihr Projekt “schmeißt”. Mit dem gesunden Halbwissen über die erforderlichen Erfahrungen stellen sie ein Profil zusammen “Planen und Kontrollieren des Projekts, Reporting, Budget- und Terminverantwortung” usw., also eine sehr generische, allgemeine Beschreibung von Projektmanagement, vielleicht noch etwas über Sprachkenntnisse oder Branchenerfahrungen.
In vielen großen Unternehmen geht dieses Profil dann an HR und/oder den Einkauf, wo die Vorstellungen über Projektmanagement und die unterschiedlichen Skillsets in dieser Disziplin nicht notwendigerweise verstanden oder differenziert werden – ok, die suchen einen Consultant, was darf der denn laut Liste kosten…
Das Gesuch wird dann bei den Providern und Recruitern auf der Preferred Sellers Liste gepostet, wo die Stichworte der Suche durch die Datenbanken laufen, die alles ausspucken, wo der Begriff “Projekt” auftaucht. Das geht dann vom Entwickler mit Projekterfahrung über den Junior-PM, der mal ein Team oder Teilprojekt geleitet hat, bis vielleicht auch zum “Greybeard”, der auch schwierige oder komplexe Projekte professionell managen kann.
Beliebteste Frage in den Ausschreibungen: “Was ist Ihr bester Preis all-in?” Häufigste Antwort des Recruiters auf eine Nachfrage, was denn in dem Projekt erarbeitet werden soll, wie groß Team oder Budget oder die Anzahl der beteiligten Lieferanten und Stakeholder seien, oder welche Aufgaben und Erwartungen der Kunden denn habe: “Da muss ich nochmal nachfragen, ich melde mich wieder.”
Nun, was glauben Sie, was Sie dann angeboten bekommen,
bzw. mit welchen “Projektmanagern” sie zum “besten Preis” ins Gespräch kommen? Und was erwarten Sie dann an Ergebnissen für Ihr Projekt? Ich unterstelle mal, dass Sie selbst genügend über Projektmanagement und die Projektmanagement-Aufgaben in Ihrem Projekt wissen, um damit nicht zufrieden sein zu können. Stellt sich also die Frage:
Suche nach Hochqualifizierten über das “übliche” Recruiting?
Bitte nur mit einem gestochen scharfen Profil für den Einkauf und den Provider, und über den Preis unterhalten Sie sich bitte erst, wenn das Verständnis und die Erwartungen zu den zu erledigenden Aufgabe auf Ihrer Seite und bei Ihrem Bewerber die gleichen sind.
Sie können auch mal einen erfahrenen Projektmanager unverbindlich fragen, was für die vorgesehene Projektmanagement-Aufgabe qualifizierterweise so aufgerufen wird, und dann den Einkauf ein wenig briefen, bei diesem “Consultant” ein wenig nach Skill-Level zu differenzieren. Sie erhöhen dadurch Ihre Chance signifikant, einen kompetenten Projektmanager für Ihr Projekt zu bekommen. Viel Erfolg !
Lesen Sie mehr zum Thema unter http://www.pm-professionals.eu/profiling.htm
Hallo Herr Zeumer,
wird das wirklich so merkwürdig gehandhabt oder wird bei derart oberflächlichen Anforderungen nicht eher eine externe Opferanode gesuch, um die eigen PLs zu schonen?
Ein schönes Wochenende
Nun, Herr Schwarze,
dass manchmal Opfer gesucht werden, will ich nicht ausschließen. Aber zunächst will man ja mit einem Projekt etwas erreichen und nicht nur Geld verbrennen. Also führe ich diese inkompetente Suche eher auf Ignoranz als auf vorsätzliche Sabotage zurück.
Beste Grüße
Henning Zeumer