Was ist der Business-Nutzen von Zertifizierungen im Projektmanagement? In meiner langen Praxis als Projektmanagement Professional und Projekt-Sanierer habe ich diese Diskussion schon oft geführt. Und (nicht nur in der IT) nur allzu oft Projekte wieder auf die Spur bringen müssen, in denen die projektverantwortlichen Chefs bei der Besetzung der Projektleiterposition einem Fachspezialisten den Vorrang vor einem richtigen, versierten Projektmanager gegeben haben, oft sogar noch als Staffing-Kriterium das Honorar vor die Qualität des PM gestellt haben. Sie haben damit in allen Fällen am Ende einen hohen Preis bezahlt!
Aber nach was soll man denn gehen, wenn man einen guten PM sucht? Nach Zertifikaten? Ich habe einige exzellente PMs gesehen ohne Zertifikat, und auch viele mit Urkunde, die wahrlich keine Ahnung von Projektmanagement und Führung hatten. Also doch lieber nach Erfahrung? Die ist immer gut, aber nur dann ein Qualitätskriterium, wenn sie bei guten Lehrmeistern erworben wurde. Wenn man nur Erfahrung mit schlechten Projekten hat, wird die eigene Praxis auch nicht besser sein, oder?
Am zielführendsten scheint mir daher die Kombination aus beidem: Zertifizierungen bieten zumindest einmal eine gute Gelegenheit, die eigene Praxis an „Best Practices“ zu spiegeln, das eigene Handeln selbst zu reflektieren und dadurch kontinuierlich zu verbessern. Hierzu empfehlen sich die Zertifizierungen der großen PM-Verbände IPMA, PMI, AXELOS (Prince2) an, aber auch HERMES (in der Schweiz) oder für agile Vorgehensweisen SCRUM Alliance und SCRUM.org. Das ist nach meiner Erfahrung der effektivste Weg zum Lernerfolg und zur persönlichen Weiterentwicklung der Fähigkeiten. Wer „quick and dirty“ nur nach der Urkunde trachtet, hat nach meiner Meinung seinen Job und die Chance, die er da vertut, nicht verstanden!
Wenn Sie also bei der Suche nach einem guten Projektleiter ein Zertifikat als „Abfallprodukt“ einer guten Ausbildung und die damit erzielten, nachweislichen Erfolge (= Qualität) als Messlatte ansehen, dabei noch die Honorarhöhe erst mal bei den Bewertungskriterien hintenanstellen, dann sind Sie auf dem richtigen Weg. Wenn Sie dann sich selbst oder Ihren Mitarbeitern eine Chance zur wirklichen Weiterentwicklung geben wollen, dann schicken Sie sie auf einen guten Projektmanagement-Kurs und zu einem PM-Profi ins Coaching (Learning Best Practices by Doing)!
Und was springt für die zertifizierten Projektmanager heraus? Darüber habe ich vor vielen Jahren einmal eine Umfrage bei unseren Absolventen durchgeführt. Die Ergebnisse finden Sie unter https://eobz.de/?p=839. Sie dürften in der Tendenz heute immer noch aktuell sein, die Akzeptanz mittlerweile aber erfreulicherweise viel höher.